Klangpädagogik
In der Traugott-Weise-Schule sind Angebote zur Klangpädagogik seit vielen Jahren fest etabliert. Es gibt verschiedene, überwiegend klassenübergreifende Klanggruppen, die von Lehrer*innen geleitet werden, die sich durch Fortbildungen im Bereich der Klangpädagogik dafür qualifiziert haben.
In den heterogenen Klanggruppen finden sich sowohl Schüler*innen mit Schwerstmehrfachbehinderung als auch Schüler*innen mit Auffälligkeiten im Bereich der sozial-emotionalen Entwicklung.
Zur Arbeit mit Klangschalen und Gongs allgemein
Durch die physikalischen Schwingungen von Gongs und Klangschalen werden im Rahmen der Klangarbeit vibrotaktile, auditive und visuelle Reize gesetzt, die zur spezifischen Förderung genutzt werden. In Klangkursen werden den Schüler*innen verschiedene basale Wahrnehmungsangebote aus dem Bereich der Klänge und Schwingungen gemacht. Die Schüler*innen erleben sich mit individueller Hilfestellung durch aktives Handeln als selbstwirksam.
Ausgehend und aufbauend auf den individuellen Förderzielen der einzelnen Schüler*innen geht es dabei primär um folgende Handlungs- und Lernschritte sowie den damit verbundenen Kompetenzen:
- Erleben, Wahrnehmen von harmonischen Klängen und Schwingungen, die entspannend und stressreduzierend wirken. So werden die Voraussetzungen für Konzentration und Aufmerksamkeit geschaffen, und damit eine erfolgreiche Selbst- und Fremdwahrnehmung begünstigt.
- Verbesserung des Körperbewusstseins und des Körperschemas: Schwingungen in Körperteilen empfinden, die sonst nicht im Zentrum positiver Körperwahrnehmung stehen. Dies sind beispielsweise die Fußsohlen bei Schülern, die nicht laufen können, die Handinnenflächen bei Schülern, die ihre Hände sonst gar nicht, nur stereotyp oder zu selbstverletzenden Handlungen benutzen u. ä.
- Veränderung und zunehmende Verbesserung des Körpergefühls, Auf- bzw. Ausbau des Körperschemas, Durchbrechen von Stereotypien,
- Förderung der Aufmerksamkeit und der Fokussierung von Aufmerksamkeit, beispielsweise durch das gezielte auditive Angebot der Zen-Klangschalen,
- Anbahnung, Aufbau und Ausbau der Fähigkeit, sich während verschiedener Entspannungsphasen sowohl auf dieses Angebot, als auch auf sich selbst und den eigenen Körper zu konzentrieren,
- schrittweiser Abbau von physischen und psychischen Spannungen; Reduzierung von Stressfaktoren, aber auch Lösung von Spasmen,
- basale Aktivierung durch eigenaktives Anschlagen von Gongs und Klangschalen
- Training des sozialen und kooperativen Handelns, beispielsweise durch verschiedene Klangspiele, durch das Gong spielen in Partnerarbeit u.ä.,
- Aufbau bzw. Ausbau nonverbaler kommunikativer Fähigkeiten, beispielsweise durch gemeinsames oder wechselseitiges Anschlagen von Gongs und Klangschalen ("Frage-Antwort-Muster"); Möglichkeit der Kontaktaufnahme und Kommunikation nicht verbal kommunizierender Schüler/innen durch Gong/Klangschale,
- Selbsttätigkeit durch Spiel und Experimentieren mit Gongs und Klangschalen: die Schüler/innen gestalten aktiv mit, experimentieren mit Tönen, Klängen, Geräuschen, Bewegung, Instrumenten und Sprache. Sie erfahren sich als Urheber, erwerben Fähigkeiten und Kenntnisse durch eigenes Tun und erhalten positive Rückmeldung,
- Aufbau alternativer Handlungsmuster, beispielsweise durch den zielgerichteten Gebrauch der Hände, die sonst von einigen Schüler*innen überwiegend sehr eingeschränkt, stereotyp oder selbstverletzend genutzt werden.
Zentrale Unterrichtsprinzipien im Hinblick auf Klangarbeit
• Achtsamkeit und Wertschätzung als Grundhaltung,
• Ganzheitlichkeit,
• Ressourcenorientierung,
• Schaffen von Erfahrungsräumen der Selbstwirksamkeit,
• Differenzierung (individuelle Lernangebote und Hilfen),
• dialogisches Miteinander (primär non-verbal),
• Angebot eines "geschützten Raumes"; d. h. "so sein" dürfen,
• offenes Angebot; Raum für Selbstinitiative und Experimente,
• "Weniger-ist-mehr-Prinzip", Entschleunigung,
• Erleben von Ent-Spannung,
• Ritualisierung (s. u.).
Methodisches Vorgehen - ritualisierte Handlungsschritte der Förderung
"Einklang":
Meditationsphase: Anschlagen von Tam-Tam-Gongs und Bienengong, Anschlagen verschiedener Klangschalen durch die Lehrerin (Bilden eines "Klangteppichs"); umrahmt von Zimbeln, Einzelbegrüßung der Schüler*innen
Arbeitsphase mit wechselnden Angeboten:
• Schüler*innen stellen/setzen sich in die XL-Klangschale, die dann angeschlagen wird,
• Klangstern (sternförmiges Versammeln um die XL-Klangschale im Liegen, die Füße sind nahe an der Schale, die dann angeschlagen wird),
• experimenteller Umgang mit Schlägeln, verschiedenen Klangschalen und Gongs selbstständig oder in geführter Interaktion,
• Klangmassagen in Einzelsituationen in Anlehnung an die Klangmassage nach Peter Hess mit der großen Becken-, der Gelenk- und der Herzschale.
"Ausklang":
Abschlussphase: Schüler*innen und Lehrer*innen versammeln sich im Kreis, halten die ausgestreckten Hände unter eine große Beckenschale, die Schale wird angeschlagen und "der Klang brummt durch viele Hände".